Die erste Reise des Jesuskindes - auf Weihnachtsgeschichten.org

Die erste Reise des Jesuskindes - Weihnachtsgeschichten.org

Martin von Kochem 1634 - 1712

Die erste Reise des Jesuskindes

Als der lang gewünschte Lichtmesstag herbei kam, packte St. Joseph ihr Armütlein zusammen, lud es auf den Esel und machte sich des Morgens früh mit Maria und dem Kind auf die Reise. Also gingen sie nach Jerusalem und trugen mit großer Behutsamkeit den Schatz der ganzen Welt. Dies war die erste Reise, so der allerhöchste königliche Prinz verrichtete, aber in solcher Demut und Armut, dass sich billig alle Welt darüber verwundern muss. Wenn des höchsten irdischen Königs erstgeborner Sohn, der einzige Erbe seines Vaters, an dem das Heil des ganzen Königreichs gelegen wäre, in seiner allerzartesten Jugend in kalter Winterzeit einen so weiten Weg getragen werden müsste, behüt' Gott, was würde man für Anstalten machen, damit diesem so teuren Kind nicht das geringste Unheil widerführe. Wenn ich dies bedenke, o allerliebster Jesus, so muss ich mich über die schlechte Ehre, so dir die Welt antut, entsetzen. Wo ist die Sänfte, darin man dich tragen sollte? Wo ist die Seidene Decke, darin man dich einwickeln sollte? Wo sind die Diener, so dir aufwarten sollten? Wo sind die Trabanten, so dich geleiten sollten? Wo sind die Ehrenpforten, so man dir aufrichten sollte? Und wo sind die Herren, so dir entgegenkommen sollten? O Gott erbarm! Ich muss mich schämen, wenn ich daran denke. Wenn du das aller ärmste Kind der weiten Welt wärest, könnte man dir keine geringere Ehre antun. Deine köstliche Sänfte waren die Arme Mariä, deine samtene Decke war ihr schlechter Mantel. Deine edlen Hofjunker war der fromme Joseph, deine königlichen Trabanten war der plumpe Esel. O welch eine Verachtung der Welt! O welch ein demütiger Aufzug! O ihr heiligen Engel, was denkt ihr? O himmlischer Vater, sieh, was für einen schlechten Einzug dein Sohn in seine königliche Residenzstadt hält!

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