Dora Schlatter 1855 - 1915
Wer hat die größte Freude?
"Mutterli, jetzt kommt er, Mutterli, er ist da!" rief Trudchen mit
schmerzbebender Stimme. Es hatte den Schritt des Doktors auf der Treppe
gehört. Seine feinen, geschärften Ohren hatten sich gewöhnt,
jeden Schritt zu kennen und die Persönlichkeit, die nahte, zum Voraus beim
Namen zu nennen. Ach, alle Tage kam der Schritt, der Trudchens Gesicht
schneeweiß und das kleine Herz schneller pochen machte. Seit Monaten
hörte es diesen Schritt kommen und gehen. Seit Monaten lag Trudchen an
einem bösen Hüftleiden im Bette, hörte nur von ferne das Rufen
der Gespielen auf der Straße und im Garten und litt geduldig und still
seine immer steigenden Schmerzen.
Heute aber brach es in krampfhaftes Weinen aus. Der Arzt hatte ihm eine
gründliche Untersuchung der Wunde verheißen, und Trudchen wusste,
was das bedeutete.
"Sei tapfer, Kind, bitte, sei tapfer", versuchte die Mutter zu
trösten, der das Weh und die Not des Kindes tief ins Herz schnitt.
"Es ist bald vorbei, und noch immer bist du mein tapferes Trudchen
gewesen!"
Es war noch lange nicht das letzte Mal, dass Trudchen tapfer sein musste. Es
folgte noch ein langes, langes Liegen und Warten. "Mutterli, warum kann
ich nicht sein wie andere Kinder?" fragte die schwache, zitternde Stimme
immer wieder. "Und wenn ich nicht sein kann wie andere Kinder, warum nimmt
mich der Heiland nicht in den Himmel?"
Ungezählte Male versuchte die arme, mitleidende Mutter die
"Warum?" alle zu beantworten, oder wenigstens zu beschwichtigen; aber
ihr blieb das Geschick ihres Trudchens selbst ein großes: Warum? Als sich
nach Jahren die Wunde schloss, da war das linke Bein für immer viel
kürzer. Trudchen konnte nur mit Mühe gehen, und wenn man ihr auch mit
menschlicher Kunst so viel als möglich zu Hilfe kam, es blieb ein
unermessliches Bleigewicht an den Flügeln des jungen, geistig so
lebendigen Kindes.
Es schaffte sich seine eigene Welt. Wenn es auf seinem Stuhl lag, müde von
den kurzen Marschversuchen, vertiefte es sich in seine Bücher, in seine
Geschichten und Lieder; aber der schmerzliche Schrei des Herzens: "Warum
kann ich nicht sein wie die andern?" ging mit ihm, wuchs mit ihm auf und
brachte ihm viel heiße Tränen.
Einst fand die alte, gute Rosel, das treue Kindermädchen der Familie, das
alle kannte und von allen geliebt wurde, Trudchen in heftigem Schluchzen. Eben
hatte die ganze Familie, die Eltern mit den fröhlichen Brüdern und
Schwestern das Haus verlasse, und ihre Stimmen verhallten in der Ferne; sie
machten einen Ausflug auf den nahen Berggipfel, der grün und
tannenbewaldet aus der Ebene ausragte; von dort aus wollten sie hinausschauen
zu den weißen Alpen, die groß und herrlich wie ein
majestätischer Kranz am Horizont aufgestellt erschienen. - Trudchen
wäre so gern mitgezogen. Ihr empfängliches Herz sehnte sich nach all
dem Schönen, was die andern dort oben schauen sollten, und die
Gebundenheit an den Stuhl legte sich verzweiflungsvoll auf das junge Herz. So
fand Rosel das Mädchen. Leise rückte sie einen Stuhl neben Trudchen
und wartete still, bis das Schluchzen kürzer und kürzer wurde und
langsam verstummte. Rosel war eine fromme, innige Seele, die ihr Leben lang vor
dem Heiland gelebt hatte, froh in seiner Gemeinschaft und dankbar selig in
seiner vergebenden Liebe. Viel gesprochen hat sie nicht, aber stets mit dem
Unsichtbaren in lautlosem, anbetendem Verkehr gestanden.
Jetzt erartete sie, dass Trudchen zuerst reden würde. Fast hätte sie
sagen können, in welche Worte nun der Jammer sich kleiden würde, und
richtig, es kam auch: "Ach Rosel, warum kann ich denn nicht sein wie die
andern? Warum hat mir der liebe Gott alles genommen?"
Mit ruhiger Stimme fing nun Rosel an zu trösten: "Alles genommen,
Trudchen? Nein, vieles, aber nicht alles. Und weißt du was ich
glaube?"
"Meinst du?" fragte Trudchen zweifelnden Tones, "o, ich kann mir
nicht denken, was mir der liebe Gott geben könnte."
Das Gespräch hatte seine beruhigende Wirkung getan. Trudchen nahm ruhiger
ihr Buch. "Rosel, willst du zuhören, wenn ich dir vorlese?"
Rosel wollte das wohl und holte ihren dicken Strickstrumpf. Trudchen las
furchtbar gern vor, und heute war die Geschichte gar zu schön; es war
Ottilie Wildermuts schöne Geschichte vom braunen Lenchen. Im Lesen
vergaß Trudchen ihre Tränen und all ihren Kummer.
Viele Jahre waren vergangen. Der unvergleichlich schöne Herbst lockte noch
Scharen von Wanderer und Reisenden in die Berge. Da der große
Touristenstrom immer dichter die Abhänge überflutete, immer kecker
vordringt auf die unzugänglichen Höhen, da keine Wand mehr zu steil
und kein Grat zu schroff ist, es setze sich denn ein fremder Fuß darauf,
- seither suchen die eingeborenen Kinder des Landes die einsamsten
Tallöcher, die menschenvergessensten Alpen auf, um doch noch
ungestört hineinzuschauen in die Herrlichkeit der Berge; denn
Schöneres gibt es nicht, als wenn sie so dastehen, die Hörner und die
Zacken, bestrahlt und beleuchtet vom Gold der steigenden oder sinkenden Sonne.
So nahte sich auch am lichten Herbstabend eine fröhliche Gesellschaft von
schwatzenden und scherzenden jungen Leuten einer einsamen Hütte am
Ausläufer eines namhaften Gebirgsstockes. Es war die
"Lushütte", die eine weite saftige Alp beherrschte. In ihr
sollte die Nacht zugebracht werden, damit man am frühen Morgen den
herrlichen Aussichtspunkt besteigen könnte. Die Besitzerin der
Lushütte, eine behäbige, wohlbeleibte Frau in mittleren Jahren, trat
unter die Tür und besah sich die anrückende Gesellschaft.
"Na, `s sind ihrer etwa zehn; wird eng werden im Heu. Und was stoßen
sie erst noch in ihrer Mitte vor sich her? Richtig, `s ist noch eine Jungfer,
nur ist sie kleiner als die andern, es fehlt ihr was , sie geht lahm!" Wer
hätte gedacht, dass Trudchen einmal eine Bergpartie mitmachen würde!
Hätte man es ihr vor zehn Jahren gesagt, sie hätte geseufzt und
gemeint: "So was Schönes wird nie geschehen!" Und jetzt nahte es
wirklich und wahrhaftig! Von Brüdern geführt und geschoben, kam sie
auf die einsam gelegene Lushütte zu. Das Fußwerk tat ganz ordentlich
seinen Dienst. War's auch mühsam, sie kam doch voran! Und wie leuchtete
ihr schmales Gesicht, wie strahlten die Augen, als es oben stand und auf die
weiten weißen Bergreihen blickte, die in ungeahnter Schönheit vor
ihm aufgepflanzt lagen. Trudchen fand nicht Worte genug, das Entzücken zu
benennen, das ihre Seele füllte. Mit verschlungenen Händen schaute
sie hinaus, und wer deutlich in ihrem Gesichte hätte lesen wollen, der
hätte etwas wie Anbetung dort entdeckt.
In aller Morgenfrühe, als die Sternlein von ihrem Ritt noch nicht
müde waren, zog die junge Schar der Höhe zu. Gertrud fühlte,
dass ihr Bein von der gestrigen Wanderung schmerzte, zog es daher vor, in der
Hütte die Rückkehr der andern abzuwarten. sie hatte ja schon so viel
Schönes gesehen und verlangte nicht nach mehr. So dass sie denn friedlich
vor dem hölzernen Tisch an der Sonnenseite der Hütte und ließ
sich die schaumige Bergmilch herrlich schmecken. Immer wieder glitt ihr Blick
träumend und sehnsuchtsvoll über die Herrlichkeit, und aus ihrer
Brust stieg es wie ein mächtiges Atmen.
"Es ist zu schön bei Ihnen", rang es sich über Gertruds
Lippen, als die Besitzerin der Hütte zu ihr trat.
"Ja, schön ist's, sagte sie ruhig, "ich weiß nie, wann's
am schönsten ist, ob im Sommer oder im Winter."
"Sind sie auch im Winter hier oben?" lautete die erstaunte
Gegenfrage, "da muss es einsam sein." "Einsam wohl, aber auch
schön, wenn alles weiß schimmert, von hier aus bis zu den Bergen am
Himmelblau, das ist dann ein Duft und ein Glanz, man weiß fast nicht,
wohin zuerst schauen!"
Gertrud saß eine Weile still. Ihr inneres Auge sah die Alm im schneeigen
Glanze; aber mehr als von der Schönheit war sie von dem Gedanken an die
unsägliche Einsamkeit ergriffen.
"Aber da kommen Sie ja wochenlang nicht ins Tal, und Niemand kommt zu
Ihnen? Wovon leben sie denn?"
"Ei, von Milch und Käse und Butter! Wir haben den Stall voll junger
Rinder; die ziehen wir auf. Der Ertrag der Alp ist groß und reicht weit,
und im Frühjahr zieht ein Teil weiter bergauf oder talab. Ich finde es sei
nichts Schreckliches, da oben zu bleiben, sondern etwas Schönes;
übrigens sind drei Brüder bei mir und meine Anneli! Anneli!"
rief dann die Frau in die Hütte, und bald erschien ein etwa
sechsjähriges, frisches, rosigbackiges Mägdelein, das sich bei der
genierlichen Vorstellung hinter die Schürze der Mutter verstecken wollte.
"Tu nicht ungeschickt", mahnte diese, "sieh, die Jungfer reicht
dir die Hand!"
Als das Kind wieder verschwunden war, setzte sich die Frau neben Gertrud. Lange
betrachtete sie ihre schmalen, bleichen Züge mit dem großen, braunen
Auge, das so feucht schimmerte. Es ging etwas wie Bedauern durch die Seele der
Frau. "Sag warum gehst du lahm?" fragte sie dann unvermittelt,
"was hast du gemacht?"
Gertrud fuhr ein wenig zusammen. Eigentlich wollte sie heute an dem
schönen Morgen sich nicht an das Bleigewicht ihres Lebens erinnern lassen,
aber das Gesicht der Wirtin blickte so gutherzig, dass sie lächelnd eine
kurze Geschichte ihres Jugendleidens zum besten gab.
Der Ausdruck der Zuhörerin wurde immer bedauerlicher. "Und bist du
nicht sehr traurig, dass du das haben musst?"
"Traurig? Eigentlich nicht mehr oft, nur noch manchmal, aber wenn ich
nicht alles im Leben genießen kann, so habe ich dafür um so mehr
Freude an dem, was mir Gutes in den Weg gelegt wird. Mein Bein hat mich vieles
gelehrt, was ich ohne dasselbe nie gelernt hätte, und was die andern nicht
sehen und fühlen!"
"So, so, dann ist's schon recht", sagte die Frau und schloss die
Unterhaltung, da sie merkte, Gertrud wollte gern noch ein wenig mit der
Herrlichkeit vor ihr allein sein. Sie stützte dann auch ihren Kopf in die
Hand und schaute und schaute unverwandt auswärts, als wollte sie das Bild
fest in ihre Seele prägen. O, dass sie das schauen durfte! Ihre Seele war
voll Dank.
Der Winter von 1895 war außergewöhnlich milde. Im Dezember war es
noch wie liebliches Frühlingswetter; erst gegen die Christtage zu deckte
den leicht gefrorenen Boden eine weiche, weiße Schneedecke. Allerdings
war diese dichter, je höher es den Bergen zuging, aber dafür lachte
dort auch ungetrübter heller Sonnenschein, so dass man nur zu staunen und
zu schauen hatte. Die Lushütte lag still und lautlos, der einzige braune
Fleck auf der weißen Fläche. - "Es ist heute der 24.
Dezember", sagte die Frau zu Hannes. "Drunten feiern sie das
Weihnachtsfest. Ich denke wir machen heute einen mächtigen Eierkuchen,
dass man auch etwas merkt, dass Festtag ist."
Anneli war gar sehr einverstanden mit dem Festgedanken. Sie kannte kein anderes
Feiern; dass es anderswo Christbäume gab und Lichter und Geschenke, davon
hatte sie keine Ahnung. Ihr war der Eierkuchen ihr schönster Festgedanke,
und in seiner Erwartung war sie glücklich. Kein Ton der vielen Glocken,
die in der Welt draußen die Christnacht verkündeten, drang empor zur
stillen Hütte, und leise nur verhallte Annchens jubelndes Lachen in der
majestätischen Einsamkeit.
Der Weihnachtstag strahlte über den Berghäuptern in nie dagewesener
Pracht. Fast vermochte die Sonne ein grünes Fleckchen an der Sonnenseite
der Hütte hervorzuzaubern, und die jungen Tiere im Stall warn besonders
unruhig, als witterten sie Frühlingsnähe. "Du, Hannes",
rief da die Frau laut durch die offene Türe, "schau doch einmal ins
Tal. Ist's nicht, als stampfe dort ein Mann durch den Schnee?"
Der Hannes sperrte seine Augen weit auf. Unmöglich! mitten im Winter kommt
niemand auf unsere Höhe!"
Und doch kam's ihm so vor, als bewege sich ein schwarzer Punkt voran. Das war
ein Ereignis! die fünf Bewohner der Hütte standen in gespanntester
Erwartung nebeneinander und starrten auf den Pfad der im Sommer die Touristen
zu ihnen heraufführte. Jeder teilte dem andern seine Beobachtung und
Vermutung über das Wie und Woher des nahenden Menschen mit, und alle waren
freudig erregt, ein Wesen aus der Außenwelt zu sehen und Neues zu
hören von Markt und Stadt, von Krieg und Wassernot. Der Mann kam
näher und näher. Hannes formte aus seinen beiden Hände eine Tuba
und brüllte wie der Uristier: Hollah, hoh! Und wirklich, es kam ein Ton
zurück wie ein Hauch nur, und doch eine deutliche Antwort. Nun ging's an
ein Jodeln auf der Höhe, wie am hellen Sommerabend, und von unten klang
die Antwort immer lauter, immer deutlicher.
"Wahrhaftig, ich glaub', es ist der Peter aus der Krone!" sagte der
Hannes, und alle stimmten mit ein. Das war ein Entgegenkommen, ein
Bewillkommen, ein Grüßen und Fragen!
"Lass doch den Peter verschnaufen", mahnte die Frau, "drinnen
bei einer Tasse Kaffee soll er warm werden und erzählen. Alles kann er
doch nicht auf einmal sagen!"
"Nun, gottlob und Dank! ich bin da!" sagte er und wischte sich den
Schweiß von der roten Stirn, "es war stellenweise ein wenig tief,
tiefer als ich gemeint hatte. Aber gestern hat mir der Poostmeister ans Fenster
geklopft und gesagt: Stell' dir vor Peter, da soll unsereiner hinauf zur
Lushütte, lieber lass ich's verfaulen bis zum Frühling'. "Ja,
was ist's?" hab' ich da gefragt. "Ein Packet ist's, ein großes,
graues, fest verschnürt und ordentlich versiegelt, ans Anneli auf der
Lushütte ist's adressiert, und von Basel kommt es!" Ich hab' mit das
Ding dann angeschaut und gedacht: "Von wegen der alten Kameradschaft
willst du's wagen und hinaufsteigen, und da ist nun das Ding!"
Sprachlos schaute Mutter Anneli und klein Anneli auf das graue, unförmige
Ding, das sich vom Rücken des Wandermannes löste. "Ei, wer
wollt' und was schicken? Hab' keine Seele in der weiten Welt und noch dazu im
Winter auf die Alp herauf!" Die Verwunderung nahm kein Ende. Hannes aber
fand, gesprochen sei genug über den Gegenstand; er nahm sein Messer aus
der Hosentasche und schnitt den Knoten sorgsam durch, löste die Schnur und
dann die Hülle. Anneli durfte das Papier gar nicht anfassen. Ihm war's,
als geschähen Wunder. Sie aber schaute gespannt und gleich verkündete
sein Ruf: "Ein Bilderbuch!" da es den Inhalt scharf erkannt hatte.
die Mutter aber hielt eine weiche, warme, köstliche Jacke im Arm, konnte
sich nicht satt sehen und satt streicheln. Die Männer aber schmunzelten,
denn keiner war vergessen, drei schöne Pfeifen lagen da und herrlicher
duftender Tabak dazu. Da schnalzte selbst der Hans laut mit der Zunge, und
Peter meinte: "`s war doch wert, das Ding da herauf zuschleppen!"
"Dank, vielen Dank, Peter!" rief es da durcheinander, und die Hand
wurde ihm geschüttelt, als ob er das Christkind in Person wäre.
"Halt, halt, da steht's, wer den Dank verdient", rief dieser
kläglich, "lest nur den Brief!"
Ja ein Brief! Jeder schob ihn dem andern zu, bis Peter sich der Sache annahm
und berichtete, der Brief sei von einer Jungfer, die im Herbst auf der
Lushütte so glücklich gewesen sei, und die am Christfest, da alles
sich freue, der fünf Einsamen gedenke und ihnen eine Freude machen
möchte!
"O, das ist gewiss die Jungfer mit dem lahmen Bein!" sagte das
pfiffige Anneli, "weißt, sonst war keine so glücklich!"
"Du könntest schon recht haben", sagte die Mutter, "sie hat
ja gesagt, sie habe etwas gelernt in der Krankheit, das nicht jeder lerne. Es
wird schon von ihr sein!"
Das war aber ein froher Weihnachtsabend in der Lushütte, so froh, wie noch
keiner gewesen. Peter trank Kaffee und aß wacker Käse dazu, die
andern rauchten die neuen Pfeifen an. Anneli besah das Bilderbuch von hinten
nach vorne und umgekehrt. Nur Mutter Anneli war sehr sinnend. Sie hatte einen
Gedanken hin und her zu bewegen, über den sie keine Klarheit fand.
So viele Touristen waren zu ihr auf die Höhe gestiegen, manche hatten
schon freundlich mit ihr gesprochen, aber keine hatte je daran gedacht, ihr
eine Freude zu machen, nur jene Jungfrau mit dem schmalen Gesicht und dem
lahmen Bein. Sie hatte gesagt, sie sehe manches, was andere nicht sehen. Ob's
wohl daher kam?
Fern in der großen Stadt mit ihren lärmenden Straßen und laut
feiernden Menschenmassen stand eine Einsame am Fenster des freundlichen
Schlafstübchens und schaute hinauf zu den Sternen, die ruhig und klar in
ihre Augen blickten. "Ihr schaut auch auf die Lushütte dort oben in
der weißen Stille. Ob's mir gelang, eine Freude hineinzuwerfen in die
einsame Hütte? Ob's mir wohl gelang?" Die Sternlein nickten ein
fröhliches Ja, und ein glückliches Lächeln flog über ein
schmales Gesicht.
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